Wie man seinen Cognac am intensivsten genießt und/oder unterschiedliche Cognacs bewertet - so könnte diese Seite auch überschieben sein.
Das Geschmacksempfinden ist erheblich davon beeinflußt, was wir vorher zu uns genommen haben. Um reproduzierbare bzw. vergleichbare Wahrnehmungen beim Bewerten zu haben, sollte die letzte Mahlzeit oder geschmacksintensive Getränk schon eine gute Zeit verstrichen sein. Zum reinen Vergnügen kann ein Cognac natürlich ein genußvoller Abschluß zu einem Essen sein. Je nach gegessenem Gericht kann einen der Lieblingscognac jedoch mit einer unbekannten Note überraschen. Gleiches gilt für das Testen von mehreren Cognacs hintereinander. Es kommt dann auf die Reihenfolge an, wie der eine oder der andere Proband schmeckt. Schon nach einer Anzahl unterschiedlicher Cognacs die näher an der Eins als der drei liegt, kann es sein, daß die Sensorik kein sonderlich differenziertes Bild mehr liefert.
Es gibt eine übliche, auf Genußsteigerung optimierte, Reihenfolge beim Probieren:
- Zunächst der visuelle Aspekt. Man betrachtet Transparenz, Farbe und Viskosität. Diese können Ge- oder Missfallen, sind für mich persönlich aber wenig ausschlaggebend. Trübstoffen sollte man nicht allzu kritisch begegnen und der Farbton kann bei vielen Herstellern durch Zugabe von max. 0,1% Karamel beeinflußt sein. Einige Hersteller sind auf den blassen Farbton trotz ansehnlichen Alters ihres Cognas stolz. Die Bildung von “Tränen” ist eher bei Cognacs höheren Alters zu beobachten und schön anzusehen.
- Duft. Mit der Nase in einer Entfernung von 5cm vom Glasrand entdeckt der Kenner die ersten subtilen Duftnoten. Subtil heißt, daß der Duft so schwach ist, daß man sich insbesondere als Einsteiger darauf konzentrieren muß, wie sich die Wahrnehmung verändert, während man das ruhig gehaltene Glas sehr langsam zur Nase führt. Dann kann man eine tiefere Nase nehmen und sehen wie sich der Duft verändert. Zum Schluß nimmt man die weniger flüchtigen Düft wahr indem man das Glas schwenkt und so auf größerer Oberfläche neuen Düften die Möglichkeit zur Entfaltung gibt.
Das ganze Vorgehen wiederholt man einige Male und entdeckt jedesmal ein leicht neues Bouquet und hat somit mehr und länger etwas davon.
- Geschmack. Ein Übergang von vom Duft zum Geschmack erhält man beim Ansetzen das Glases an den Mund zunächst ohne etwas in den Mund rinnen zu lassen, sondern langsamen durch den Mund über den Flüssigkeitsspiegel einzuatmen. Da Geschmack ohnehin großteils Riechen beinhaltet bekommt man so wieder ein ganz eigenen Eindruck. Dann kann man endlich 1-2ml in den vorderen Mundraum laufen lassen und dort für einige Zeit auf sich wirken lassen und die teilweise erheblichen Veränderungen mit der Zeit wahrnehmen. Durch Verteilen im gesamten Mundraum, durch Zungen und Kiefer walken und ganz leichtem darüber Einatmen bekommt man die volle Breite des Geschmacks. Nach und nach läßt man dabei kleine Anteile in die Kehle rinnen; und wenn man schon praktisch alles weg ist kann man mit der Zunge noch einige Geschmäcker finden.
Alles was in den nächsten Minuten nach dem letzen Schluck an Nachgeschmack bleibt nennt man den Abgang. Auch dieser hat einen eigenen Charakter für den es sich lohnt einige Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten.
Wie man sieht kann das Genießen einige Zeit in Anspruch nehmen. Oder anders ausgesagt relativiert sich mit der Zeit, die man mit einem Cognac genußvoll ausfüllen kann ein wenig der Preis.
Dem Einsteiger dem die hier angepriesene geschmackliche Vielfalt praktisch schwer nachvollziehbar erscheint sei gesagt, daß man seine Sinne für die feinen Nuancen trainieren muß und bei einfachen Cognacs auch einfach nicht so vielfältiges “passiert”. Es benötigte mehrere Anläufe und eine Menge “Trial an Error” um seine Fähigkeiten zur Cognacbewertung zu verbessern. Auch ohne sich an einer solchen “Trinkanleitung” festzuhalten kann jeder schnell beurteilen welcher unter zwei Cognacs ihm besser gefällt. Alles weitere kommt mit der Übung von selbst.
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